Lieber Francesc Arnau i Arias,
vielen Dank für Ihre Mail. Es freut mich, dass Sie den Artikel über die ZEIT in El País gelesen haben, und ich will gern versuchen, Ihre Fragen zu beantworten.
Es mag schon sein, dass die ZEIT eine eigene „Ideologie“ vertritt, wie Sie schreiben – auch wenn ich diesen Begriff für vorbelastet halte und ihn selbst in diesem Zusammenhang nicht verwenden würde. Auf jeden Fall versteht sich die ZEIT traditionell als eine meinungsfreudige Zeitung, in deren breitem Spektrum auch Ansichten Raum finden, die manchem nicht behagen. Sie sollen auf konstruktive Weise zum Widerspruch herausfordern und demokratische Debatten anstoßen. Einige Leser mögen das als Zumutung empfinden, für uns ist es liberaler Journalismus im besten Sinne.
Dabei richten wir uns nach wie vor nach der Maxime für Qualitätsjournalismus, die Marion Gräfin Dönhoff einst formuliert hat: Wir wollen niemanden indoktrinieren, sondern unseren Lesern das Material an die Hand geben, das sie brauchen, um sich eine eigene Meinung zu bilden.
Eine solche Position hat übrigens nichts mit Gleichgültigkeit oder einem seichten Laisser-faire zu tun. Sie gründet vielmehr in der Überzeugung, dass es die eine „Wahrheit“ eben nicht gibt – und dass sich in der Demokratie die besten Argumente in einem möglichst offenen Diskussionsprozess durchsetzen sollen.
Ich hoffe, dass ich Ihre Fragen einigermaßen beantworten konnte, und bin
mit besten Grüßen und Wünschen
Ihr
Giovanni di Lorenzo
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